
Welchen Einfluss haben Tätowierungen auf die Hautgesundheit?
Tätowierungen – heute vor allem mit dem englischen Begriff „Tattoos“ bezeichnet – sind weltweit unter allen Völkern und Kulturen verbreitet – und das seit Tausenden von Jahren. So wurden an der berühmten Gletschermumie Ötzi, die 5300 Jahre alt ist, genauso Tätowierungen gefunden wie an zwei ägyptischen Mumien aus Gebelein in Ägypten, die noch etwas älter sind.
Tätowierungen können rituelle oder religiöse Bedeutung haben, als Erkennungszeichen bestimmter Gruppen dienen oder sind – vor allem in modernen Zivilisationen – besonderer Schmuck, ein Symbol für Individualität, Selbstdarstellung, Abgrenzung oder Protest und manches mehr. Wer sich tätowieren lassen will, sollte sich aber auch darüber im Klaren sein, dass dies einen Eingriff in die Hautgesundheit darstellt, der immer mit gewissen Risiken verbunden ist. Unser Beitrag möchte die wichtigsten Informationen dazu zusammenfassen.

Der Tätowierungsprozess als Eingriff in die Hautbarriere
Die Haut ist das größte menschliche Organ und übernimmt vielfältige Funktionen. Sie dient unter anderem als Schutzbarriere gegen äußere Einflüsse wie Bakterien und UV-Strahlung, ist ein bedeutender Teil unseres Immunsystems und dient der Regulierung von Temperatur und Feuchtigkeit.
Beim Tätowieren wird die natürliche Schutzbarriere der Haut durchbrochen. Tausende winzige Nadelstiche transportieren Farbpigmente in die Dermis, die zweite Hautschicht. Dieser Prozess stellt im Wesentlichen eine kontrollierte Verletzung dar. Die Haut reagiert mit einer Entzündungsreaktion, die Teil des natürlichen Heilungsprozesses ist. Weiße Blutkörperchen wandern zur verletzten Stelle und versuchen, die Fremdkörper – die Farbpigmente – zu beseitigen. Da die Pigmente jedoch zu groß sind, um vollständig abtransportiert zu werden, bleiben sie eingeschlossen, was zu dem permanenten Erscheinungsbild von Tattoos führt.
Kurzfristige Auswirkungen auf die Hautgesundheit
In der ersten Zeit nach dem Stechen verhält sich ein Tattoo im Grunde wie eine offene Wunde. Die Haut ist gerötet, geschwollen und empfindlich. Während dieser kritischen Heilungsphase ist die Haut besonders anfällig für Infektionen. So können etwa Bakterien leicht in die kompromittierte Hautbarriere eindringen, was eventuell schwerwiegende Komplikationen nach sich zieht. Staphylokokken und Streptokokken sind häufige Erreger, die Hautinfektionen verursachen können. In seltenen Fällen wurden sogar Infektionen mit atypischen Mykobakterien dokumentiert.
Die ordnungsgemäße Nachsorge ist daher essentiell. Regelmäßiges, aber vorsichtiges Waschen mit milder Seife, das Auftragen spezieller Heilsalben, die in der Regel von den Tattoo-Studios zur Verfügung gestellt werden, und der Verzicht auf Vollbäder, Schwimmen oder Saunagänge sind grundlegende Maßnahmen, um die Hautgesundheit zu schützen und eine möglichst unkomplizierte Heilung zu gewährleisten.
Allergische Reaktionen und Sensibilisierungen
Ein weiteres Risiko, das oft unterschätzt wird, sind allergische Reaktionen auf die verwendeten Tattoo-Farben. Besonders rote Farben, die häufig Quecksilbersulfid oder Cadmiumverbindungen enthalten, sind problematisch. Aber auch andere Farben können Allergene enthalten. Die Reaktionen reichen von leichtem Juckreiz bis zu schweren allergischen Dermatitiden (entzündliche Hauterkrankungen), die sich als stark juckende, erhabene Bereiche manifestieren. Besonders tückisch: Allergien können auch Jahre nach dem Stechen auftreten, wenn das Immunsystem plötzlich auf die Pigmente reagiert.
Schwarze Tinten enthalten häufig polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die potenziell krebserregend sein können, obwohl das tatsächliche Krebsrisiko durch Tattoos wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt ist.
Langfristige Hautveränderungen
Nicht alle Auswirkungen eines Tattoos sind sofort sichtbar. Einige Probleme können erst Monate oder Jahre später auftreten. Zu beachten ist, dass tätowierte Haut anders altert als unbehandelte Haut. Die ständige Präsenz von Fremdkörpern in der Dermis kann zu chronischen Entzündungsprozessen führen. Die Haut über einem Tattoo kann im Laufe der Jahre dicker und weniger elastisch werden. Zudem erschweren Tattoos die dermatologische Diagnostik erheblich. Hautveränderungen, die auf ernsthafte Erkrankungen wie Melanome hindeuten könnten, werden durch Tätowierungen maskiert und bleiben möglicherweise unentdeckt.
UV-Strahlung kann die Farben eines Tattoos ausbleichen und die Haut schädigen. Besonders bunte Tattoos verblassen schneller, wenn sie nicht vor der Sonne geschützt werden. Zudem kann Sonnenlicht auf frischen Tattoos zu Pigmentveränderungen oder im schlimmsten Fall sogar zu Hautkrebs führen, wenn die Haut bereits vorgeschädigt ist.
Besondere Risikogruppen
Vor allem Menschen mit bestimmten Hauterkrankungen wie Psoriasis, Ekzemen oder Keloidneigung sollten besonders vorsichtig sein. Das sogenannte Köbner-Phänomen beschreibt die Entstehung von Hautläsionen an Stellen mechanischer Verletzungen, was bei Tattoos problematisch sein kann. Auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Erkrankungen tragen ein erhöhtes Risiko.
Fazit
Tattoos und Hautgesundheit stehen in einem komplexen Verhältnis zueinander. Während moderne Tätowierungen bei sachgemäßer Durchführung und Pflege für die meisten Menschen relativ sicher sind, sollte man die Risiken nicht ignorieren. Die Wahl eines seriösen, hygienebewussten Studios, eine gründliche Nachsorge und regelmäßige Hautkontrollen sind unerlässlich, um die Hautgesundheit langfristig zu bewahren.